Aufgabe und Geschichte

Das im November 1946 gegründete Zentralinstitut für Kunstgeschichte nahm als jüngstes der drei deutschen kunsthistorischen Forschungsinstitute am 1. März 1947 seine Tätigkeit auf. Es hat seither seinen Sitz in München, im ehemaligen “Verwaltungsbau der NSDAP”. In dem Gebäude am Königsplatz war nach Kriegsende von der amerikanischen Militärregierung eine Sammelstelle für die Rückführung der von den Nationalsozialisten erbeuteten Kunstwerke eingerichtet worden. Die räumliche Nachbarschaft zum Central Art Collecting Point war dabei keinesfalls nur durch äußere Umstände bedingt: Unter amerikanischer Militärverwaltung waren hier deutsche und ausländische Kunsthistoriker mit der Sichtung und Rückführung der nationalsozialistischen “Beutekunst” befasst. Im täglichen Umgang mit diesen hochrangigen Kunstwerken entwickelte sich ein porno gratis aus Austausch unter den beteiligten Wissenschaftlern, der auf deutscher Seite Hoffnung auf eine allmähliche Wiederbelebung der nach 1933 abgerissenen und für das Fach so notwendigen internationalen Kontakte aufkeimen ließ.

Es sind diese besonderen Umstände seiner Entstehungsgeschichte, durch die sich das Zentralinstitut für Kunstgeschichte von seinen wesentlich älteren Schwesterinstituten in Italien unterscheidet. Gerade einmal wenige Monate nach Kriegsende hätte der Gedanke an ein Forschungsinstitut für die Geschichte der deutschen Kunst – ganz abgesehen von aller darin enthaltenen definitorischen Problematik – wohl schwerlich die Unterstützung der alliierten Militärverwaltung gefunden, vor allem aber den Absichten der Mitinitiatoren am Central Art Collecting Point entgegengestanden. Vielmehr waren es gerade der nicht in politische Grenzen zu fassende Charakter der Kunst und die sich daraus ergebende Verpflichtung der Kunsthistoriker zur internationalen Zusammenarbeit, die bei der Taufe des Instituts Pate gestanden haben. Es sind dies die Grundsätze, denen sich das Zentralinstitut für Kunstgeschichte auch heute noch verpflichtet fühlt. Der weit gespannte Forschungsauftrag des Zentralinstituts, der die “Geschichte der europäischen Kunst und ihrer Ausstrahlungen” von der frühchristlichen Zeit bis in die Gegenwart umfasst, bildet dabei den bloßen Rahmen für ein breites Spektrum von Arbeitsprojekten, wobei die Schwerpunkte von der jeweiligen Institutsleitung gesetzt werden.

Eigene Forschungstätigkeit ist eine wichtige, doch nicht die einzige Aufgabe des Zentralinstituts, das einer Vielzahl von Kunsthistorikern aus allen Teilen der Welt einen Arbeitsplatz bietet. Neben Gastwissenschaftlern beherbergt das Zentralinstitut eine größere Anzahl jüngerer Stipendiaten aus dem In- und Ausland. Ständige Postgraduiertenstipendien unterhalten zur Zeit die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Niedersachsen und Sachsen sowie die New Yorker Kress Foundation. Sie werden auf jeweils ein bis zwei Jahre besetzt. Der unter der Devise CONIVNCTA FLORESCIT 1983 gegründete Verein der Freunde des Zentralinstituts e.V. fördert herausragende Forschungsleistungen auf den Gebieten Kunstgewerbe und Graphische Künste durch die Finanzierung von Gastaufenthalten des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Die große Attraktivität des Zentralinstituts für Stipendiaten und auswärtige Gastwissenschaftler verdankt sich nicht zuletzt seiner bedeutenden Fachbibliothek, zu deren Vorzügen ein ausgefeiltes Sacherschließungssystem wie auch die Freihandaufstellung der Bestände zählen. Die Bibliothek umfasst zur Zeit rund 390.000 Bände, darunter etwa 1.200 laufend gehaltene Zeitschriften. Katalogisierung und Sacherschließung erfolgen seit Mai 1997 im Verbund mit der Bibliotheca Hertziana in Rom und dem Kunsthistorischen Institut in Florenz. Die Erwerbungen der Bibliothek des Zentralinstituts seit September 1996 sind im OPAC (EDV-Katalog) recherchierbar. Der Sammelbereich der Bibliothek entspricht dem Forschungsauftrag des Zentralinstituts und betrifft somit die gesamte europäische Kunstgeschichte von der frühchristlichen Zeit bis zur Gegenwart unter Miteinbeziehung ihrer außereuropäischen Einflussbereiche. In Absprache mit den anderen deutschen Kunstbibliotheken bestehen Sondersammelgebiete in den Bereichen “Kunst in Frankreich”, “Kunsttheorie und Wissenschaftsgeschichte”, “Ikonographie” sowie “Kunst und kunstwissenschaftliche Literatur der ost- und südosteuropäischen Länder”. Weitere Sammelschwerpunkte sind Emblembücher und architekturtheoretische Quellenschriften.

Der Erwerb der einschlägigen Literatur erfolgt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Dank des Freundeskreises des Zentralinstituts für Kunstgeschichte e.V., CONIVNCTA FLORESCIT, konnte zudem der Bestand an wertvollen Quellenschriften in den vergangenen Jahren ausgebaut werden. Zum Arbeitsapparat des Instituts gehört schließlich eine umfangreiche Abbildsammlung von über 650.000 Photographien, die den Benutzern ebenfalls frei zugänglich ist (Photothek).

In den ersten drei Jahrzehnten nach seiner Gründung wurde das Zentralinstitut für Kunstgeschichte nach dem Königsteiner Abkommen als selbständige Forschungseinrichtung gemeinsam von Bayern, Bund und Ländern getragen. Seit 1979 untersteht es der alleinigen Trägerschaft des Freistaats Bayern im Geltungsbereich des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Die Fachaufsicht nimmt ein von auf Vorschlag ernanntes, international besetztes Kuratorium wahr.

Das ZI verpflichtet sich in seiner Arbeit zur Einhaltung von Richtlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis.

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